„Leute“
ist der Titel der Gemeinschaftsausstellung der Künstler Udo Unkel und Jürgen Schubbe. Während Unkel sich vornehmlich dreidimensional äußert, ist Schubbes künstlerisches Betätigungsfeld primär die Malerei. So ergänzen sich die beiden unterschiedlichen Arbeitsweisen zu einer spannungsreichen Präsentation und finden ihren gemeinsamen Nenner in dem den Werken zugrundeliegenden Thema: dem kritischen Blick auf den Menschen.
Bei Udo Unkel ist es die Auseinandersetzung mit der Individuation des einzelnen Menschen, die –zunächst ausgelöst durch den persönlichen Selbstfindungsprozess – eine gestalterische Umsetzung in Skulpturen findet. Die teils geöffneten oder zerrissenen Figuren verbildlichen den jeweiligen Entwicklungsprozess und die sich dabei ergebenden Veränderungen und Verletzungen. Hierbei tritt die Physis des Körpers in den Hintergrund zugunsten der Darstellung von Prozessen, Gedanken, Emotionen und Taten. Nicht selten ist auch der Aspekt der Vergänglichkeit ein Thema von Unkels Arbeiten und wird zum Beispiel durch Schädel und Knochen angedeutet, wie auch der Tod dem Betrachter in manchen Arbeiten begegnet. Die Kommunikation zwischen Kunst und Betrachter ist dem Künstler wichtig und wird auf unterschiedlichen Ebenen angeregt. Sie strebt immer über eine rein visuelle Wahrnehmung hinaus hin zu einer kritischen und selbstkritischen Auseinandersetzung mit dem Menschen und seinem Verhalten in der Welt.
Auch die Arbeiten von Jürgen Schubbe konzentrieren sich auf den Menschen, auch ihm geht es nicht um ein realistisches Abbild oder das Festhalten von äußerlichen Merkmalen. Die Köpfe und Gesichter, die häufig das Format seiner Bilder füllen, bieten dem Betrachter kein den konservativen Sehgewohnheiten entsprechendes Porträt, sondern die Konfrontation mit einer Gestalt, die irritierende, bisweilen sogar dämonische Züge trägt. Somit kommt es auch hier zu einem Dialog zwischen Werk und Betrachter, zu einer Wechselwirkung zwischen dem Sehendem und dem Gesehenen. Da aber das Werk aufgrund seines Sujets sein Gegenüber zu fixieren scheint, bedeutet dies eine ganz unmittelbare Hinterfragung des Betrachters, seiner Rolle als sehendem Subjekt und somit auch weitreichenderer, scheinbar selbstverständlicher Annahmen des menschlichen Seins.
Schubbe und Unkel stellen den Menschen ins Zentrum ihres Schaffens und fordern durch ihre Werke den Betrachter zu einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst. Der Mensch als Bildinhalt wird gleichsam zum gesellschaftlichen und psychologischen Werkzeug und wirkt somit auf den (sich selbst) betrachtenden Menschen dialogisch ein.
Dr. Annette Georgi, Kunsthistorikerin